Zwölf Pfund Roggen als Jahresbeitrag
Erster König wurde Joachim Klindworth, Boitzen – Er hielt hoch zu Roß Einzug
BOITZEN. Drei Tage lang wird der Schützenverein Boitzen und Umgegend sein
Jubiläumsschützenfest feiern. Schauplatz wird der idyllisch gelegene Festplatz im Schönhoop sein.
Am Wochenende ist Festball, am Sonntag beginnt um 11 Uhr das Pokalschießen. Für l3 Uhr ist der Festakt anläßlich des 50jährigen Vereinsjubiläums vorgesehen. Was waren das für Zeiten damals, als der Verein gegründet wurde.-
Die Inflation hatte ihren
Höhepunkt erreicht, der Jahresbeitrag wurde auf zwölf Pfund Roggen festgesetzt. Wer beitreten wollte, hatte außerdem eine Eintrittsgebühr von einem Pfund Roggen zu entrichten. Im Frühjahr 1923 versammelten sich in Boitzen Anhänger des Schießsports mit dem Gedanken,
einen Schützenverein zu gründen. Hauptinitiatoren waren Johann Bösch, Hermann Oerding und Johann Heins sen., sämtlich aus Boitzen, sowie Klaus Viebrock sen. aus Steddorf. Am 1. September 1923 waren die Vorbereitungen so weit gediehen, daß die Gründungsversammlung in der
Gastwirtschaft Friedrich Dittmer- stattfinden konnte. Neben Einwohnern aus Boitzen, Steddorf, Heeslingen und Weertzen hatten sich auch Schießsportbegeisterte aus der Börde Ahlerstedt eingefunden. Zum 1. Vorsitzenden wurde von der Versammlung der Mühlenbesitzer Johann Bösch, Boitzen, gewählt, der dieses Amt bis zu seinem Tode am 2. November 1933 innehatte.
Seit dieser Zeit hat sich der ‚Verein aus kleinsten Anfängen heraus entwickelt. Auf einer außerordentlichen GeneraIversammlung, die am 27. Januar 1924 stattfand, wurde beschlossen, mit der Oberförsterei in Zeven über die Wiederherrichtung des Schießstandes des Kriegervereins,
Heeslingen im Schönhoop zu verhandeln. Die Verhandlungen waren erfolgreich. Das erste Schießen fand am 4. Mai 1924 statt. Geschossen wurde auf nur eine Scheibe in 175-Meter-Distanz mit Infanteriegewehren. Eine Waldarbeiterschutzhütte diente dabei als Aufenthaltsraum.
Erster König wurde an diesem Tage Joachim Klindworth aus Boitzen der, hoch zu Roß, umjubelt von seinen Schützenbrüdern Einzug in Boitzen hielt. Uniformen wurden im Jahre 1925 beschafft, Schützenhüte hatte man schon vorher angeschafft. Schon früh erkannte man die Vorteile eines
eigenen Festzeltes. Auf der außerordentlichen Generalversammlung am 25. Oktober 1925 wurde der Beschluß gefaßt, ein Zelt anzuschaffen. Da die Zelte naturgemäß durch Witterungseinflüsse einem
starken Verschleiß unterworfen sind, war man gezwungen, des öfteren ein neues Zelt anzuschaffen. Der 1. Juni 1930 war ein besonderer Festtag für den Verein. Zusammen mit der Einweihung von fünf neuen Schießständen und der neuen Schießhalle fand die Fahnenweihe statt, an der neben den
Vereinen der Börde Heeslingen 17 auswärtige Vereine, insgesamt 250 Schützen, und eine große Anzahl Festbesucher teilnahmen. Wie überall, so kam auch in diesem Schützenverein das Vereinleben im zweiten Weltkrieg vollkommen zum Erliegen. Der letzte Schützenkönig während
des Krieges wurde 1942 ausgeschossen.
Erst im Jahre 1950 konnte unter erheblichen Auflagen wieder Schützenfest gefeiert werden. Es durfte nur mit Luftgewehr geschossen werden. Die Anlagen im Schönhoop waren noch nicht wiederhergerichtet, so daß die ersten Schützenfeste nach dem Kriege in der Kornscheune des
Gastwirts Dittmer stattfanden.
Auftrieb erhielt der Verein 1953, nachdem wieder KK-Gewehre erlaubt waren.
Dank der tatkräftigen Mithilfe aller Mitglieder nahm der Verein von nun an eine stetige Aufwärtsentwicklung. Im Jubiläumsjahr gehören dem Verein 143 Schützen, 20 Jungschützen und zwölf Damen an. Die Damenabteilung wurde im verflossenen Jahr gegründet und zum Jubiläum mit
schmucken Uniformen ausgestattet, der Schießstand, schon in den folgenden Jahren ständig weiter ausgebaut, wurde zum Jubiläum vergrößert und mit einem erheblichen Kostenaufwand
modernisiert. Dieses war nur möglich durch die Mitarbeit der Vereinsmitglieder und durch die Zeichnung von Bausteinen, die dem Verein zinsgünstig zur Verfügung gestellt wurden. Die Fahne des Vereins wurde zum Jubiläum von Grund auf renoviert, nachdem sie in den Jahrzehnten stark in Mitleidenschaft gezogen worden war.
Voller Freude können die Mitglieder auf die Geschichte ihres Vereins zurückblicken.
Dank dem unermüdlichen und uneigennützigen Einsatz nahezu aller Mitglieder ist der Verein zu
einer Stätte der Kameradschaft, des Frohsinns und des friedlichen Wettkampfes geworden. Eine
Tatsache, die in der heutigen Zeit nicht hoch genug bewertet werden kann.
Am Sonntagabend um 19.30 Uhr wird Vorsitzender Erich v. Schassen den Jubiläumskönig proklamieren. Am Montagnachmittag läuft nach Platzkonzert und Umzug, der Schießbetrieb weiter.
Abends klingt das Fest mit Tanz und Geselligkeit aus.